Professionelle Textverarbeitung in Word
Für Ihren schriftlichen Auftrag benötigen Sie einige grundlegende Kenntnisse der Textverarbeitung. Diese Anleitung gilt sowohl für Microsoft Word als auch für LibreOffice Writer.
Zeichenformatierung vs. Formatvorlagen
Das Problem der direkten Formatierung
Viele Anfänger formatieren Text direkt: Sie markieren eine Überschrift und klicken auf “Fett”, “Schriftgrösse 18”, “Blau”. Das nennt man direkte Formatierung oder Zeichenformatierung.
Das funktioniert bei kurzen Dokumenten, wird aber schnell zum Problem:
- Sie haben 20 Überschriften und möchten die Farbe ändern? Sie müssen jede einzeln anpassen.
- Sie möchten ein automatisches Inhaltsverzeichnis? Word erkennt Ihre Überschriften nicht.
- Das Dokument sieht inkonsistent aus, weil Sie vergessen haben, eine Überschrift gleich zu formatieren.
Die Lösung: Formatvorlagen
Formatvorlagen (englisch: Styles) sind vordefinierte Formatierungspakete. Statt einzelne Eigenschaften zuzuweisen, weisen Sie einem Absatz eine Rolle zu:
| Formatvorlage | Bedeutung |
|---|---|
| Überschrift 1 | Hauptkapitel |
| Überschrift 2 | Unterkapitel |
| Überschrift 3 | Abschnitt |
| Standard | Normaler Fliesstext |
| Zitat | Eingerücktes Zitat |
Vorteile von Formatvorlagen:
- Konsistenz: Alle Überschriften gleicher Ebene sehen identisch aus
- Effizienz: Ändern Sie die Vorlage, ändern sich alle zugehörigen Textstellen automatisch
- Automatisierung: Word erkennt die Struktur und kann automatisch Inhaltsverzeichnisse generieren
- Professionalität: Ihr Dokument wirkt einheitlich und durchdacht
Formatvorlagen anwenden
In Word:
- Markieren Sie den Text (z.B. eine Überschrift)
- Gehen Sie zu Start > Formatvorlagen
- Wählen Sie die passende Vorlage (z.B. “Überschrift 1”)
In LibreOffice Writer:
- Markieren Sie den Text
- Öffnen Sie die Seitenleiste mit F11 oder Ansicht > Formatvorlagen
- Doppelklicken Sie auf die gewünschte Vorlage
Formatvorlagen anpassen
Sie können Formatvorlagen nach Ihren Wünschen anpassen:
- Rechtsklick auf die Formatvorlage
- Ändern… wählen
- Schriftart, Grösse, Farbe, Abstände etc. anpassen
- OK klicken
Alle Textstellen mit dieser Vorlage werden automatisch aktualisiert.
Seitenumbrüche
Manueller Seitenumbruch
Ein Seitenumbruch zwingt den Text, auf einer neuen Seite weiterzugehen. Verwenden Sie ihn, um ein neues Kapitel auf einer frischen Seite zu beginnen.
In Word:
- Ctrl + Enter (Tastenkombination) oder
- Einfügen > Seitenumbruch
In LibreOffice Writer:
- Ctrl + Enter oder
- Einfügen > Umbruch > Seitenumbruch
Wichtig: Verwenden Sie niemals mehrere Leerzeilen oder Enter-Tasten, um auf eine neue Seite zu kommen. Das führt zu Problemen, sobald Sie Text hinzufügen oder entfernen.
Abschnitte im Dokument
Wozu Abschnitte?
Ein Abschnitt (englisch: Section) ist ein Bereich im Dokument mit eigenen Layouteinstellungen. Abschnitte ermöglichen:
- Unterschiedliche Kopf-/Fusszeilen pro Kapitel
- Wechsel zwischen Hoch- und Querformat
- Unterschiedliche Seitennummerierung
- Verschiedene Spaltenanzahlen
Abschnittswechsel einfügen
In Word:
- Setzen Sie den Cursor an die Stelle, wo der neue Abschnitt beginnen soll
- Gehen Sie zu Layout > Umbrüche
- Wählen Sie unter “Abschnittswechsel”:
- Nächste Seite: Neuer Abschnitt beginnt auf neuer Seite
- Fortlaufend: Neuer Abschnitt auf derselben Seite
In LibreOffice Writer:
- Einfügen > Bereich… oder
- Einfügen > Umbruch > Seitenumbruch mit Seitenvorlage
Abschnittswechsel sichtbar machen
Um zu sehen, wo Ihre Abschnitte sind:
- Word: Start > Absatzmarken anzeigen (Pilcrow-Symbol ¶)
- LibreOffice: Ansicht > Formatierungszeichen
Kopf- und Fusszeilen variieren
Grundlagen
Kopf- und Fusszeilen erscheinen auf jeder Seite. Typische Inhalte:
- Dokumenttitel oder Kapitelname
- Seitenzahlen
- Autorenname
- Datum
Unterschiedliche Kopf-/Fusszeilen pro Abschnitt
Standardmässig sind Kopf- und Fusszeilen im ganzen Dokument gleich. Um sie pro Abschnitt zu variieren:
In Word:
- Fügen Sie zuerst einen Abschnittswechsel ein (siehe oben)
- Doppelklicken Sie in die Kopf- oder Fusszeile des neuen Abschnitts
- Deaktivieren Sie “Mit vorheriger verknüpfen” in der Registerkarte “Kopf- und Fusszeile”
- Jetzt können Sie diese Kopf-/Fusszeile unabhängig voneinander anpassen
In LibreOffice Writer:
- Definieren Sie verschiedene Seitenvorlagen (z.B. “Erste Seite”, “Kapitelseite”)
- Jede Seitenvorlage kann eigene Kopf-/Fusszeilen haben
- Weisen Sie die Seitenvorlagen den entsprechenden Seiten zu
Seitenzahlen einfügen
In Word:
- Doppelklick in die Fusszeile
- Einfügen > Seitenzahl
- Position und Format wählen
In LibreOffice Writer:
- Einfügen > Kopf- und Fusszeile > Fusszeile
- Cursor in die Fusszeile setzen
- Einfügen > Feldbefehl > Seitennummer
Richtig zitieren mit Fussnoten
Wieso zitieren wir überhaupt?
Zitieren ist keine lästige Pflicht, sondern ein Grundpfeiler wissenschaftlicher Arbeit:
- Ehrlichkeit: Sie zeigen transparent, welche Gedanken von Ihnen stammen und welche von anderen. Fremde Ideen als eigene auszugeben ist ein Plagiat – ein schwerwiegendes Vergehen in der Wissenschaft.
- Absicherung: Wenn Sie eine Aussage mit einer seriösen Quelle belegen, zeigen Sie, dass Sie sorgfältig recherchiert haben. Sollte sich die Quelle später als fehlerhaft erweisen, haben Sie dennoch wissenschaftlich korrekt gearbeitet – anders als bei unbelegten Behauptungen.
- Nachprüfbarkeit: Ihre Leser können Ihre Quellen selbst überprüfen und sich ein eigenes Bild machen.
- Würdigung: Sie anerkennen die geistige Arbeit anderer Menschen.
- Glaubwürdigkeit: Gut belegte Aussagen wirken überzeugender als unbelegte Behauptungen.
- Weiterführung: Interessierte Leser können anhand Ihrer Quellen tiefer in ein Thema einsteigen.
Warum Fussnoten?
In wissenschaftlichen Arbeiten müssen Sie Ihre Quellen angeben. Fussnoten sind eine elegante Methode dafür:
- Der Lesefluss wird nicht unterbrochen
- Die Quellenangabe steht direkt auf derselben Seite
- Nummerierung erfolgt automatisch
Fussnoten einfügen
In Word:
- Setzen Sie den Cursor an die Stelle im Text, wo die Fussnote erscheinen soll
- Gehen Sie zu Referenzen > Fussnote einfügen (oder Ctrl+Alt+F)
- Word fügt eine hochgestellte Zahl ein und springt zum Fussnotenbereich
- Geben Sie dort Ihre Quellenangabe ein
In LibreOffice Writer:
- Cursor positionieren
- Einfügen > Fuss-/Endnote > Fussnote
- Quellenangabe eingeben
Zitierungsstile
Es gibt viele verschiedene Zitierungsstile, die sich in Formatierung und Reihenfolge der Angaben unterscheiden:
| Stil | Verbreitung |
|---|---|
| APA | Psychologie, Sozialwissenschaften |
| MLA | Geisteswissenschaften, Literatur |
| Chicago | Geschichte, Kunst |
| Harvard | Wirtschaft, Naturwissenschaften |
| IEEE | Technik, Informatik |
Jede Fachrichtung und Institution hat ihre Präferenzen. Fragen Sie am besten Ihre Lehrperson, welcher Zitierungsstil für Ihre Arbeit erwartet wird.
Korrekte Quellenangabe (deutsche Zitierweise)
In dieser Anleitung verwenden wir eine vereinfachte deutsche Zitierweise mit Fussnoten. Diese ist im deutschsprachigen Raum weit verbreitet und gut lesbar.
Eine vollständige Quellenangabe in der Fussnote enthält:
Für Bücher:
Nachname, Vorname: Titel. Ort: Verlag, Jahr, S. X.Beispiel: Müller, Hans: Populationsdynamik verstehen. Zürich: Springer, 2020, S. 45./home/chris/git/informatikgarten.ch/sites/ig/content/population/51-wordtext.txt
Für Webseiten:
Autor/Organisation: Titel der Seite. URL (abgerufen am TT.MM.JJJJ).Beispiel: WWF Schweiz: Der Wolf in der Schweiz. https://www.wwf.ch/wolf (abgerufen am 15.03.2024).
Für wissenschaftliche Artikel:
Nachname, Vorname: "Titel des Artikels". In: Zeitschrift, Band (Jahr), S. X-Y.Tipps zum Zitieren
- Konsistenz: Verwenden Sie immer dasselbe Format für gleichartige Quellen
- Vollständigkeit: Geben Sie alle nötigen Informationen an, damit die Quelle auffindbar ist
- Bei wiederholten Zitaten: Verwenden Sie “Ebd.” (ebenda) oder “A.a.O.” (am angegebenen Ort) mit Seitenzahl
- Wörtliche Zitate: In Anführungszeichen setzen und Seitenzahl angeben
- Sinngemässe Zitate: Mit “Vgl.” (vergleiche) einleiten
- Hilfsprogramm Zotero: Falls Sie viele Quellen nutzen und grössere Arbeiten erstellen, automatisieren Sie die Arbeit mit dem Programm Zotero.
Beispiel im Text
Die Wolfspopulation in der Schweiz hat sich seit 2012 vervielfacht.[1] Experten führen dies auf verbesserte Schutzmassnahmen zurück.[2]
[1] Vgl. BAFU: Monitoring Wolf Schweiz. https://www.bafu.admin.ch/wolf (abgerufen am 10.03.2024).
[2] Müller, Hans: Wildtiere in der Schweiz. Bern: Haupt, 2022, S. 87.
Quellenverzeichnis (Bibliografie)
Am Ende Ihrer Arbeit fügen Sie ein Quellenverzeichnis ein. Hier listen Sie alle verwendeten Quellen nochmals vollständig auf – diesmal alphabetisch nach Nachnamen sortiert und ohne Seitenzahlen.
Aufbau:
- Neue Seite mit der Überschrift “Quellenverzeichnis” oder “Literaturverzeichnis”
- Alle zitierten Quellen alphabetisch sortiert
- Bei Webseiten ohne Autor: nach Titel oder Organisation sortieren
- Jede Quelle nur einmal aufführen (auch wenn mehrfach zitiert)
Beispiel:
Quellenverzeichnis
BAFU: Monitoring Wolf Schweiz. https://www.bafu.admin.ch/wolf (abgerufen am 10.03.2024).
Müller, Hans: Populationsdynamik verstehen. Zürich: Springer, 2020.
Müller, Hans: Wildtiere in der Schweiz. Bern: Haupt, 2022.
WWF Schweiz: Der Wolf in der Schweiz. https://www.wwf.ch/wolf (abgerufen am 15.03.2024).
Unterschied zur Fussnote:
- Fussnote: Mit Seitenzahl, zeigt genau wo die Information steht
- Quellenverzeichnis: Ohne Seitenzahl, zeigt das gesamte Werk